Nach dem Totalausfall im vergangenen Jahr hält die Erfurter Frühlingslese 2022 wieder einige wenige Termine bereit – so ist am 30. März Stefan Aust in der Kaufmannskirche zu Gast.
Wohl nur wenige Menschen waren in den vergangenen Jahrzehnten den großen zeitgeschichtlichen Ereignissen so nah wie er. Seine Autobiografie belegt, der Journalist Aust steckte irgendwie immer mittendrin. Der Rückblick auf sein Leben zählt indes nicht nur die vielen Stationen seiner Karriere auf, Aust gibt in seinem Buch auch tiefere Einblicke, wie er recherchiert. Er verbindet die vielen Aufreger bundesdeutscher wie internationaler Politik mit seinem eigenen (Berufs-)Leben; die Erinnerungen geraten zum Zeitzeugnis, liefern Hintergründe und erzählen eine hoch spannende Abenteuergeschichte.
„Ich hatte durchaus meine Positionen zu bestimmten Dingen und Ereignissen, aber ich habe mich nie mit einer Sache, auch wenn ich sie für richtig hielt, gemein gemacht“, schreibt Aust. Er sei bei vielen Demonstrationen dabei gewesen, habe aber meistens ganz buchstäblich am Straßenrand gestanden, „weil ich als junger Journalist – ich war ja gerade Anfang 20 – Abstand zu den politischen Aktivisten der damaligen Zeit halten wollte“. Manche Meinungen, wie etwa die Kritik am Vietnamkrieg, habe er geteilt – ohne aber mit „Ho-Ho-Ho-Chi-Minh“ auf den Lippen für den Sieg der nordvietnamesischen Kommunisten und ihres Vietcong Partei zu ergreifen. „Und doch steckte man mittendrin, in den Ereignissen der Zeit. Ich war skeptisch. Das war meine Grundhaltung. Skeptisch gegenüber den Regierenden, aber auch skeptisch gegenüber deren Gegnern“, resümiert der inzwischen 75-Jährige.
Stefan Aust – „Zeitreise. Die Autobiografie“: am 30. März 2022 um 19.30 Uhr in der Kaufmannskirche in Erfurt, Anger 80.