Der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar Hasko Weber verlässt Weimar nach 12 Jahren.
Hasko Weber studierte Schauspiel an der Theaterhochschule in Leipzig, wirkte im Anschluss an den Städtischen Bühnen in Chemnitz als Schauspieler und Regisseur. Er gründete dort die „Dramatische Brigade“, die als selbständige Gruppe mit Anbindung an das Schauspielhaus arbeitete und bereits mit ihrer ersten Produktion künstlerisch und politisch Aufsehen erregte („Schlötel oder Was solls“ von Christoph Hein).
Nach Chemnitz folgte Dresden, wo er im Staatsschauspiel als Schauspieler mit Regieverpflichtung engagiert wurde, später als Schauspieldirektor. Es folgten Arbeiten als freier Regisseur unter anderem in Karlsruhe, Lübeck, Mannheim, Saarbrücken, Tübingen und Wuppertal. Am Staatstheater Stuttgart wurde er Hausregisseur. Seine gefeierte Inszenierung von Ibsens „Brand“ wurde 2002 mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet; er wurde Intendant des Schauspiel Stuttgart. Seit der Spielzeit 2013/14 ist Hasko Weber Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar. Jetzt nimmt er Abschied von Weimar, am 4. Juli wird er verabschiedet im DNT. Wir führten mit ihm ein Interview kurz vorm Abschied.

Foto: Andreas Schlager
Hallo Herr Weber, welche Erinnerungen haben Sie daran, als Sie vor zwölf Jahren als Intendant nach Weimar kamen?
Weimar kam mir als attraktive Kulturstadt entgegen, mit Flair und einer enormen Vielfalt an Angeboten. Im DNT habe ich damals den „Ring“ in der Inszenierung von Michael Schulz gesehen.
Ihre Höhepunkte hier in Weimar waren welcher Art?
100 Jahre Bauhaus, 100 Jahre Weimarer Verfassung…2019 ist ein besonderes Jahr gewesen, weil sich die ganze Stadt mit allen ihren Einrichtungen gemeinsam vorgenommen hat, Geschichte erlebbar zu machen. Und das ist sehr beeindruckend gelungen.
Was hat Ihr Bemühen, Ihre Zugewandtheit bewirkt Ihrer Meinung nach?
Innerhalb des Theaters haben wir uns immer um eine offene und vertrauensvolle Kommunikation bemüht, sowohl in den alltäglichen Abläufen als auch, auf sehr bewusste Weise, in der künstlerischen Arbeit. Daraus ist eine eigene Atmosphäre entstanden, an der auch unser Publikum teilhaben konnte. Theater hat viel mit Vertrauen zu tun, besonders auch im Verhältnis zwischen Bühne und Zuschauerraum.
Waren es also die Themen, die die Besucher:innen ganz besonders ansprechen?
Themen sind zur Orientierung gut. Aber die Konzerte und Inszenierungen einer Spielzeit sprechen ihre eigene inhaltliche und ästhetische Sprache. Das Weimarer Publikum konnte sich oft sehr gut mit dem DNT und der Staatskapelle identifizieren, weil es sich in großen Teilen des Programms wiedergefunden hat und in der Vielfalt des Angebots eine Haltung zu erkennen war.
Was meinen Sie konkret damit?
Die Haltung eines Theaters wird in der Gesamtheit seiner künstlerischen und öffentlichen Arbeit sichtbar.
Welches war wohl der absolute Höhepunkt Ihrer Tätigkeit am DNT in Weimar?
Höhepunkte und kritische Momente bestimmen den Lauf der Dinge gleichermaßen. Ich bin einfach stolz und glücklich über 12 Jahre gemeinsame Arbeit.
Und nun? Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Da ist vieles offen. Die nächste Saison bestreite ich als Intendant übergangsweise in Cottbus. Danach werde ich sehen, was sich ergibt.

Foto: Candy Welz
Im DNT Weimar beginnt die Umbauzeit…?
Die Generalsanierung hat schon 2019 begonnen, als die finanziellen Mittel in Aussicht gestellt worden sind. Im DNT selbst ist der Baustart für 2028 geplant und die Vorbereitungen laufen sehr intensiv.
Sie haben 12 Jahre in Weimar gewirkt. Welches sind Ihre ganz persönlichen Wünsche für die nächsten 12 Jahre?
Ich möchte mir einen offenen Blick auf die kulturellen und politischen Entwicklungen in unserem Land bewahren und mich auch weiterhin für eine friedliche und gerechtere Gesellschaft einsetzen können.
Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch!
Interview und Text: Sylvia Obst