Paris – Metropole des Entertainments

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Noch bis 14. Dezember 2025 werden 59 großformatige Plakate von Künstlern wie beispielsweise Chéret, Mucha und Toulouse-Lautrec, welche vom japanischen Holzschnitt beeinflusst und durch den Flachdruck der Lithografie ermöglicht wurden und deren Inhalte über größere Entfernungen lesbar sowie verständlich blieben, im Kunsthaus Apolda Avantgarde gezeigt.

Werbung ist ein Teil unseres täglichen Lebens. Für Veranstaltungen, vor Wahlen, beim Einkauf, überall wetteifern Plakate um unsere Aufmerksamkeit. Oft wird aus Kostengründen nur ein Foto schnell mit einem einprägsamen Text versehen, ohne viel auf künstlerische Gestaltung zu achten.

Dabei ist es gerade einmal eineinhalb Jahrhunderte her, seit die Plakatkunst von Paris ausgehend ihren Siegeszug angetreten hat und den bloßen Ankündigungstext an den Wänden der Großstadt verdrängte. Die Ausstellung des Kunsthauses Apolda entführt in die faszinierende Welt des 19. Jahrhunderts – eine Reise durch Kunst, Gesellschaft und urbanes Leben. Der Besucher kann in die pulsierende Atmosphäre der Zeit eintauchen und erhält einen Eindruck über die Entwicklung der Plakatkunst in dieser aufregenden Epoche.

Die Ausstellung zeigt eine beeindruckende Auswahl von Werbeplakaten, die nicht nur die künstlerische Innovation jener Zeit widerspiegeln, sondern auch die gesellschaftlichen Veränderungen, die Paris prägten. Im Mittelpunkt stehen die Werke berühmter Künstler wie Jules Chéret (1836–1932), Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901), Alfons Mucha (1860–1939) und Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923), deren kreative Meisterwerke das Stadtbild prägten und bis heute bewundert werden.

Jules Chéret (1836-1932): Tous les soirs – Alcazar d‘Eté – Louise Balthy, 1893, Lithograpie
Foto: RarePrintEmporium | 14-0994
Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923): Motocycles Comiot – Paris,1899, Lithographie
Foto: Vintage Travel und Advertising Archive/Alamy Stock Photo | G-0084.
Théophile-Alexandre Steinlen (1859-1923): Prochainement – Tournée du Chat Noir, 1894, Lithographie
Foto: Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK | G-2018

Dabei geht es nicht um einen schlichten historischen Ablauf, auch wesentliche Grundfragen der Plakatgestaltung werden angesprochen. Die Dynamik des Lebens auf den Straßen der französischen Metropole erforderte eine neue klare Bildsprache, die das Anliegen der Werbung auch im Vorübereilen vermitteln konnte. Wesentlich war für diese Entwicklung die Kenntnis des japanischen Holzschnitts, der Mitte des 19. Jahrhunderts Paris erreichte. Die Bilder der Plakate eröffnen nicht mehr einen Einblick durch ein imaginäres Fenster, sondern die Fläche des Plakates wird bewusst wahrgenommen und gestaltet.

Dieser Wandel im Bildverständnis findet sich auch in der zeitgleichen Ölmalerei und damit steht das Plakat in der Avantgarde der modernen Kunstentwicklung. Diese Stellung findet ihren Ausdruck auch in der vielfach von den Künstlern und Kritikern geäußerten Hoffnung, dass die Plakate den Geschmack des allgemeinen Publikums weiterbilden könnten, weil sie auf der Straße für jeden erreichbar waren, vom Dandy bis zum Clochard.

Die Plakate dienten nicht nur der Werbung, sondern waren auch Ausdruck kultureller Tendenzen und gesellschaftlicher Entwicklungen. Man kann sehen, wie die Kunst des Plakatierens Paris in eine lebendige, visuelle Stadt verwandelte und wie diese Kunstform die urbane Kultur maßgeblich beeinflusste. Auch die Künstler des Montmartre, des Zentrums der Unterhaltungsindustrie, nutzten die neuen Möglichkeiten, um ein unverwechselbares Image auszubilden. Letztlich geht es aber um Werbung, um das Bemühen, das Interesse von Kunden und Käufern zu gewinnen. Damit ist das Plakat auch Spiegel der Wünsche und Vorstellungen des kaufkräftigen Publikums und bietet einen Einblick in die Pariser Gesellschaft des „Fin de Siécle“.

Die Exponate stammen aus dem Museum für Gestaltung Zürich, das über eine der weltweit größten Sammlungen an Plakaten verfügt. Ein Begleitprogramm und ein reich bebilderter wissenschaftlicher Katalog ergänzen das Angebot der Ausstellung.

Paris – Metropole des Entertainments. Cheret – Mucha – Toulouse-Lautrec und die Plakatkunst um 1900: noch bis 14. Dezember 2025 im Kunsthaus Apolda Avantgarde. Weitere Informationen sind zu finden unter www.kunsthausapolda.de!

Text: PM Kunstvereins Apolda Avantgarde e. V. / Dr. Johannes Ramharter (Kurator)