Zwischen Sopranos und Weihnachtsflucht

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Thorsten Nagelschmidt, Buchautor und Sänger von Muff Potter, hasst Weihnachten. Vor dem Fest der Liebe geflüchtet, sitzt er in einem Hotel auf Gran Canaria und schaut alle sieben Staffeln der „Sopranos“ – acht Stunden am Tag, elf Tage am Stück. Aus dieser Erfahrung heraus entstand sein autobiografischer Roman „Nur für Mitglieder“. Diesen gibt es jetzt auch auf Platte: Gemeinsam mit dem Musiker Lambert hat er das Buch vertont und bringt es mit ihm auf die Konzertbühnen – am 14. Dezember auch im Erfurter Kultur: Haus Dacheröden.

Weihnachten kann besinnlich sein – oder das genaue Gegenteil. Dass beides gleichzeitig möglich ist, zeigen Thorsten Nagelschmidt und der Pianist, Komponist und Produzent Lambert in einer außergewöhnlichen Revue aus Text, Musik und Projektionen. Am 16. Dezember sind die beiden Künstler im Kultur: Haus Dacheröden zu Gast und präsentieren ihr gemeinsames Programm „Nur für Mitglieder – Die große Weihnachtsrevue“, das auf humorvolle, musikalisch überraschende und literarisch pointierte Weise mit dem Fest der Feste abrechnet.

Ausgangspunkt ist Nagelschmidts Roman „Nur für Mitglieder“, der im Herbst 2025 erschienen ist und in Auszügen auf der Bühne lebendig wird. Gemeinsam mit Lambert hat er daraus ein Album entwickelt, das Genregrenzen sprengt – ein vielschichtiges Feuerwerk aus Beats, Klavierläufen und sprachgewaltigen Texten. In rasanten Episoden geht es um ein All-Inclusive-Hotel auf Gran Canaria, 86 Stunden The Sopranos in elf Tagen, um Familie, Herkunft und die verzweifelte Suche nach einer gelungenen Weihnachtsflucht.

Thorsten Nagelschmidt: (lacht) „Wenn ich jetzt behaupten würde, dass ich ein ganz großer Weihnachtsfreund bin und mich wahnsinnig auf das Fest freue, dann würde mir das nach dem Buch wohl sowieso niemand mehr glauben.“

„Das stimmt. Es wird eine Menge an Weihnachtsmärkten geben, die wir auf dieser Tour zu sehen bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich unser Programm in Erfurt, das im letzten Drittel der Tour stattfindet, an die Weihnachtserfahrungen aus den vorangegangenen Städten anpassen wird. Lambert und ich sind ja nur zu zweit auf der Bühne, wir haben also alle Freiheiten, den Abend hier und da umzugestalten.“

Autor und Musiker Thorsten Nagelschmidt.
Foto: Andreas Hornoff

„Vieles. Einiges ist offensichtlich: mein Name, der Name meiner Band oder mein Heimatort. Aber es ist ein Roman. Ich bin Schriftsteller und erzähle eine Geschichte. Eigentlich sollte das Buch ein Essay werden, eine Selbstbeobachtung über jemanden, der in einem Hotel auf Gran Canaria in kurzer Zeit alle Staffeln der „Sopranos“ schaut. Aber beim Schreiben des Textes hat es mich doch dazu hingezogen, mit Elementen und Gedanken aus meiner Biografie diesen Roman zu erzählen.“

„Man kann es nicht wirklich einordnen, aber das sollte man auch nicht. Sicher muss die Platte durch ihren hohen Spoken Word-Anteil etwas erarbeitet werden. Zugleich ist es aber auch das vielleicht Zugänglichste und Poppigste, was ich bislang gemacht habe. Es finden sich ja lupenreine Melodien und starke Beats auf dem Album, die Lambert für die Platte gebastelt hat.“

„In einer Kneipe. Ich wusste schon vorher, wer er ist und was er macht – ich wusste aber nicht, wie er aussieht. Er hat ja auf der Bühne immer eine Maske auf. Lambert war da schon etwas weiter: Er war bereits einmal auf einem Konzert von Muff Potter und kannte auch schon meine Bücher. Wir wurden einander vorgestellt und haben spät nachts gemeinsam den Heimweg angetreten. Vor meiner Haustür fiel uns dann auf, dass wir fast Nachbarn sind.“

„Ja, das hat Lambert irgendwie ausgemessen (lacht). Auf alle Fälle sagten wir uns zur Verabschiedung, dass wir doch mal etwas zusammen machen müssten. Oftmals verpuffen solche Bekundungen einer Zusammenarbeit ja im Nirgendwo, aber bei uns hat es glücklicherweise geklappt.“

„Lambert hat ein Studio in seiner Wohnung, in dem wir gearbeitet haben. Ich habe früh morgens Croissants beim Bäcker um die Ecke geholt und bin zu ihm gegangen. Und wenn seine Kinder nachmittags von der Schule gekommen sind, haben wir Feierabend gemacht.“

Thorsten Nagelschmidt mit dem Musiker Lambert, der stets mit Maske auftritt.
Foto: Andreas Hornoff

„Das wird ihn freuen zu hören, denn genau das war unsere Idee: etwas auszuprobieren, was wir beide als langjährige Musiker in dieser Form noch nie zuvor gemacht haben. Etwas, dass die Leute überrascht. Lambert hat mir Zugang zu ein paar Ordnern in seiner Cloud gegeben, auf denen sich unfassbar viele Skizzen von Beats oder fast schon fertige Songs befanden, die er als Produzent angefertigt hat. Da hatten wir natürlich schon wunderbares Ausgangsmaterial für die Platte.“

„Auf jeden Fall eine wilde Sause. Den Kern des Abends bildet die Musik, dazu gibt es ein paar Texte aus dem Buch. Ergänzend gibt es noch viele Bilder und Filmchen quer durch die Themen des Romans – Weihnachten, Gran Canaria, All-Inclusive-Hotels, Familie. Es ist kaum zu glauben, was für eine tolle und unterhaltsame Show man daraus machen kann.“

Thorsten Nagelschmidt & Lambert – Nur für Mitglieder. Die große Weihnachtsrevue: am Dienstag, den 16. Dezember 2025 um 20 Uhr im Kultur: Haus Dacheröden. Tickets sowie weitere Informationen sind zu finden unter www.dacheroeden.de oder www.thorstennagelschmidt.de!

Text: PM Kultur: Haus Dachöerden
Interview: Michael Stocker
Das Interview erschien in Ausgabe 97 im Erfurter Stadtmagazin tam.tam.