Mit dem neuerlichen bundesweiten Lockdown (›light‹) ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände erneut empfindlich eingeschränkt worden – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst in der dunklen Jahreszeit zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:
Stefan Kutzenberger: »Jokerman«
Schräg, schäger, Jokerman!
Stefan Kutzenbergers „Jokerman“ ist ein prima Beispiel dafür, dass Bücher nicht immer schöngeistig sein müssen, um zu gefallen. „Jokerman“ ist wenig geistvoll, dafür schön zu lesen und vor allem eines: erfrischend hirnrissig, witzig, verspult und versponnen, eine abstrus-wilde Story mit haarsträubenden Wendungen, flott runtergeschrieben (Vermutung) und flott zu lesen. Insbesondere, aber bei weitem nicht ausschließlich Bob Dylan-Fans dürften bei der Lektüre dieses Schelmen-Romans in Verzückung geraten, wahrscheinlich allein schon bei der Nennung des Buchtitels die Ohren spitzen (ein Songtitel Dylans) und beim Anblick des Buchcovers – besagter Jokerman, auf einem Esel reitend – tüchtig glänzende Augen bekommen. Die Story selbst ist, welche Wunder, natürlich auch komplett um ‘His Bobness‘ herum konstruiert bzw. um die Nerdschaft der Dylanologen, für die jener nicht weniger als der Erlöser höchstselbst ist. Stefan Kutzenberger, der gleichnamige Held der famosen Geschichte, melancholischer Österreicher und Dylan-Huldiger, wird vom weltweit agierenden Netz der Dylanologen dazu auserkoren, die Rolle des Jokerman zu übernehmen, um – ja, um sich auf eine Reise zu begeben, die ihn nach Island, Spanien und schließlich nach Washington führt, wo er sich seinem eigentlichen Missionsziel stellen muss: die Wiederwahl Donald Trumps zu verhindern. Und wie sich heute im Realitätsabgleich feststellen lässt, scheint der Jokerman seine Aufgabe tatsächlich erfüllt zu haben… Schräger Lesespaß.