Jedes Türchen ein Pläsierchen: Der belesene Adventskalender

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Sie brauchen dieser dunklen Tage mal wieder frische Lektüreideen? Wissen wieder einmal nicht, was verschenken an Weihnachten? Ein Buch geht immer – und Vorschläge haben wir reichlich. Bis zum 24. Dezember öffnen wir hier täglich ein weiteres Türchen, um Ihnen eines jener Bücher mit dem besonderen Etwas vorzustellen, die dieses Jahr das Licht der Welt erblickt haben. Kommen Sie mit uns auf Adventslese – möglicherweise werden Sie ja fündig. Hinter Türchen Nr. 5 zum Vorschein kommt heute:

Jochen Voit/Sophia Hirsch (Ill.): »Ernst Busch – Der letzte Prolet«

Jochen Voit/SophiaHirsch (Ill.): Ernst Busch – Der letzte Prolet“
avant verlag, 248 Seiten (geb.)

Staatskünstler und Vorzeigeprolet

Im Leben und Schaffen des 1972 geborenen Autors Jochen Voit sind Comics und Geschichte zwei herausragende Wegmarken: Zunächst als jugendlicher Sammler und Besucher von Comic-Messen, dann als Buchhändler und Historiker hat er sich beiden Themenfeldern fest verschrieben. Seit 2012 ist der Wahlerfurter Leiter der Gedenkstätte Andreasstraße und arbeitet an der Etablierung des Mediums Comic im Museums- und Ausstellungsbereich.

Nach „Nieder mit Hitler!“ und „Rädelsführer. Studentischer Protest in der DDR 1976“ hat Voit nun mittlerweile seine dritte Graphic Novel veröffentlicht: „Ernst Busch – Der letzte Prolet“, entstanden in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Sophia Hirsch. Anhand der verzweifelten Bemühungen eines jungen Malers, anno 1972 ein Porträt des charismatischen, häufig aber auch äußerst exzentrisch-widerborstig auftretenden Arbeiters, Sängers, Schauspielers, Rebellen, Kultur-Politikers und Vater der DDR-Schallplattenindustrie zu erfassen, lassen beide die wichtigsten Stationen aus Buschs Lebensweg passieren – als sehr lebendig gezeichnete, nahbar erzählte Graphic Novel-Biografie. Angefangen bei seiner Zeit als Werftarbeiter folgen wir Busch bei seinem Aufstieg zum Film- und Schallplattenstar in der Weimarer Republik, begleiten ihn als antifaschistischen Sänger ins Exil, erleben seine Festsetzung in Nazideutschland und bezeugen schließlich sein zwiespältiges Verhältnis zur DDR, der er gleichermaßen als Vorzeigeprolet und querulantischer Staatskünstler zu Diensten ist. Gelungenes und facettenreiches Porträt des ‘letzten Proleten‘. Definitiv ein Lektüretipp!