Lesestoff für die Dunkelzeit

513

Mit dem neuerlichen bundesweiten Lockdown ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände erneut empfindlich eingeschränkt worden – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst in der dunklen Jahreszeit zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:

Mark Benecke/Kat Menschik: »Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben«

Ein Tierbuch wie kein anderes

Kat Menschik und Dr. Mark Benecke
„Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben“
Galiani-Berlin, 160 Seiten (geb.)

Kat Menschik ist seit bereits 20 Jahren als Illustratorin tätig – häufig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung bzw. deren Sonntagsausgabe, daneben aber auch für andere Zeitschriften und Zeitungen sowie in Büchern verschiedenster Natur, zu denen sie die bildhaften Elemente beisteuerte. Und: Kat Menschik ist gut in dem, was sie tut. So gut, dass immer wieder von ihr illustrierte Bücher als „Schönstes Buch des Jahres“ gekürt werden; so gut, dass der Verlag Galiani Berlin ihr seit 2016 eine eigene Buchreihe zur Verfügung stellt, in der sie ihre persönlichen Lieblingsbücher der Weltliteratur illustrativ vorstellen darf. Erschienen sind in dieser Reihe „Illustrierter Lieblingsbücher“ bislang unter anderem Shakespeares „Romeo & Julia“, Kafkas „Landarzt“, E.T.A. Hoffmanns „Die Bergwerke zu Falun“, „Unheimliche Geschichten“ von E.A. Poe oder auch Puschkins „Pique Dame“. Fast aus ausnahmslos Weltliteratur bereits verstorbener Autoren zieren diese Reihe grandios bebilderter bzw. gestalteter bibliophiler Kleinode – jetzt gesellt sich ein Lebender hinzu, der sich ausgerechnet viel mit dem Tod und seinen Begleiterscheinungen beschäftigt: Mark Benecke.

Dr. Mark Benecke kennt man. Als international renommierter Kriminalbiologe ist er seit Jahren auf nahezu allen Bühnen der Medienlandschaft präsent wie selten ein Berufswissenschaftler, vermittelt uns wissenshungrigen Laien seine schier überbordenden Fachkenntnisse über Zoologie, Kriminalbiologie und dergleichen unterhaltsam und allgemeinverständlich per Funk, Film oder Fernsehen, natürlich auch in Schriftform (bislang etwa zwei Dutzend Veröffentlichungen), sowohl analog als auch digital. Ist ja schließlich das 21. Jahrhundert. Da Kat Menschik gern vor dem Radio sitzt und sich regelmäßig und mit nie nachlassender Begeisterung die neuesten Benecke’schen Tierbetrachtungen anhört, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis die Idee in ihr zündete, Mark Benecke mitsamt seinen grandiosen Tiergeschichten in ihre „Lieblingsbücher“-Serie aufzunehmen. Jener sagte natürlich zu und stellte in freier Anlehnung an, beziehungsweise Huldigung von Alfred Brehms legendärem „Thierleben“ nun sein eigenes „Thierleben“ zusammen – und Kat Menschik sich zur begleitenden Illustration zur Verfügung.

Kurios-unterhaltsame Wundertüte

„Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustrirtes Thierleben“ ist selbstverständlich weitaus zugänglicher geraten als der vermeintlich sperrige, anheimelnd ‘altertümliche‘ Buchtitel suggerieren mag. Genau genommen ist das Buch, was das vermittelte Wissen angeht, erwartungsgemäß eine wahre Fundgrube: von „feenhaften Glühwürmchen“ über hinterhältige Oktopusse und „beschämten Hunde“ bis hin zu Vampirfledermäuse reicht die Bandbreite der 17 Tiere bzw. Arten, die Benecke und Menschik hierin versammelt haben. Wobei Beneckes Faible für kurios anmutende Tiere und deren mitunter noch absonderlicher erscheinendes Verhalten die inhaltliche Gewichtung bei der Auswahl gelegt haben dürfte. So bekommen wir unter anderem auch erhellende – mitunter durchaus skurril-morbide – Einsichten zu Tieren mit nekrophilen Verhaltensweisen vermittelt, zu Haustieren, die von ihren BesitzerInnen ‘kosten‘, zu Elchen, die betrunken durch die Gegend stolpern und natürlich auch allerlei Erquickliches über Maden, eines von Mark Beneckes unbestrittenen Lieblingsforschungsgebieten.

Was die Gestaltung anbelangt, steht das Buch erwartungsgemäß seinen Vorgängern der „Lieblingsbücher“-Serie in nichts nach: Kat Menschik fängt Beneckes Tier- und Themenwahl mit ihren zahlreichen ganzseitigen Illustrationen jederzeit liebenswert, durchweg hoch-ästhetisch und in jedem Fall als perfektes Gegenstück zu Beneckes ‘kurios-erschröcklichen‘ Ausführungen ein. Ein Buch wird uns damit an die Hand gegeben, das zugleich höchst informativ und unterhaltsam und überdies auch noch schön zu beschauen ist – was will man mehr? „Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben“ – um den Titel noch einmal in voller Länge zum Besten zu geben, hat auf jeden Fall das Zeug, nicht nur bei Kat Menschik zum Lieblingsbuch zu werden. Willkommener Kandidat für den Gabentisch.