Lesestoff für die Dunkelzeit

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Mit dem neuerlichen bundesweiten Lockdown (›light‹) ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände erneut empfindlich eingeschränkt worden – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst in der dunklen Jahreszeit zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:

Christian Guay-Poliquin: »Das Gewicht von Schnee«

Pageturner mit hypnotischer Sogwirkung

Christian Guay-Poliquin: „Das Gewicht von Schnee“, Hoffmann & Campe, 288 Seiten (geb.)

Kanada als Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse – perfekte Gelegenheit, den deutschen Buchmarkt um ein paar unbekannte Namen zu bereichern, gerade auch aus der frankokanadischen Ecke. So der ursprüngliche Plan. Bekanntlich hat die Buchmesse stattdessen nur in schmalerer, digitaler Form stattgefunden – mit der Folge, dass so manch kanadische/r Autor/in immer noch hierzulande auf Entdeckung wartet. Auf keinen Fall unentdeckt bleiben sollte „Das Gewicht von Schnee“ von Christian Guay-Poliquin – auch, weil er als einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Kanadas gilt, ebenso, weil sein Romanzweitling für seine bemerkenswerte, dunkel-hypnotische Sogkraft und die klare, stark verdichtete Erzählweise bereits eine ganze Riege an Literaturpreisen abgeräumt hat, insbesondere jedoch, weil frankophone BuchhändlerInnen aus aller Welt eben diesen kammerspielartig angelegten Roman quasi einhellig zu ihrem absoluten Lieblingsbuch 2019 erklärt haben. Mehr Empfehlung braucht es eigentlich nicht, um „Das Gewicht von Schnee“ auf die eigene Lektüreliste zu setzen, oder? Gut – ein paar Worte zum Inhalt sollten natürlich nicht fehlen: Der namenlose Erzähler des Romans sitzt fest, im doppelten Sinne. Nach einem schweren Autounfall wacht er mit kompliziertem Beinbruch in einem Dorf auf, das infolge eines landesweiten Stromausfalls und schier unaufhörlichen Schneefalls zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten wird. Nur widerwillig beschließt die Dorfgemeinschaft, den Gestrandeten zusammenzuflicken und fürs Erste bei sich zu behalten. Er wird der Obhut von Matthias übergeben, einem älteren Mann, der, gleichfalls vor Ort gestrandet, in einer kleinen verlassenen Waldhütte außerhalb des Dorfes wohnt. Für die Pflege des Verletzten stellt ihm die Dorfgemeinschaft einen Platz im einzigen Bus in Aussicht, der im Frühjahr Richtung Stadt starten soll, wenn der Schnee geschmolzen ist. Doch je länger die Wintertage andauern und je tiefer das Dorf im Weiß versinkt, desto ungewisser erscheint es, ob die beiden vom Schicksal zusammengeworfenen Männer ihre Zwangsgemeinschaft überleben werden… Pageturner! Kaufen, weiterempfehlen.