Lesestoff für die Dunkelzeit

921

Mit dem anhaltenden Lockdown ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände erneut empfindlich eingeschränkt – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:

Claude Anet: »Ariane. Liebe am Nachmittag«

Geschichte einer fesselnden Frau


Claude Anet: „Ariane. Liebe am Nachmittag“
Dörlemann Verlag, 272 Seiten (geb.)

Russland, Anfang des 20. Jahrhunderts: Ariane ist 17 Jahre alt, Abiturientin, in manchen Momenten noch Kind, dann wieder durch und durch Frau. Intelligent, charakterfest, voller moderner Ideen, auch zur Emanzipation und zur Liebe. Und: Sie verfügt im wahrsten Sinne des Wortes über eine Ausstrahlung, die ihr Männer, egal welchen Alters, zu Füßen liegen lässt. Wie eine Königin umschwärmt, spielt sie mit den kopflos Verliebten nach Belieben, ist stets bezaubernd und unnahbar zugleich. Entschlossen, eigene Wege zu gehen und nicht den vom Vater vorgegeben Kurs – eine von ihm vermittelte Heirat –zieht sie nach Moskau. Natürlich sind auch dort alle Männer vom Fleck weg gebannt von ihr – nur Konstantin, ein welterfahrener Lebemann mit Charme und beschaulicher Eloquenz, präsentiert sich immun gegen ihre Reize. Schafft es, die Kontrolle über sich zu behalten. Beide beginnen sich zu umkreisen und beginnen ein spielerisches Katz- und-Maus-Verhältnis, das allein auf der Bedingung zu fußen scheint, sich bloß nicht ineinander zu verlieben. Natürlich geht dieser Plan nicht auf..

Der von Claude Anet (1868-1931) anno 1920 verfasste Roman „Ariane“ kreist tatsächlich nur um ein Thema: Liebe. Nein, nicht in schlicht gestrickter Groschenheft-Manier, sondern in Form einer geistvoll-kultivierten Beziehungsgeschichte, die von mal ernsthaften, mal leicht-beschwingten Dialogen über die Liebe in all ihren Facetten lebt. Das kann der Roman trotz seines hohen Alters auch im Jahr 2021 noch so überzeugend, dass selbst jener Lesende, der sonst einen großen Bogen Liebesromane macht, unweigerlich von „Ariane“ gefesselt wird. Lektüretipp.