Spieglers Fotos des Erinnerns

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Seit vielen Jahren widmet sich der Erfurter Arzt Aribert Janus Spiegler mit seinen fotografischen Arbeiten der Erinnerung an die Opfer der Nazi-Diktatur. Dazu nimmt er zum Beispiel immer wieder und aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln den Glockenturm der Gedenkstätte Buchenwald auf.

Auch mit seinem jüngsten Projekt stemmt er sich wieder gegen das Vergessen und Verdrängen des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte – der Deportation der jüdischen Mitmenschen in die NS-Vernichtungslager. Gezeigt werden seine berührenden Momente des musikalischen Erinnerns vom 12. Mai bis zum 25. Juni 2022 im Erfurter Kultur: Haus Dacheröden. Sie zeigen eine besondere künstlerische Intervention durch das Ensemble „The String Company“. Spiegler dokumentiert die symbolischen Gleisbesetzungen der Musiker als ganz eigene Form des gewaltfreien Widerstandes.

„The String Company“ in einem Foto der Ausstellung „Gleis-Besetzung“ von Aribert Janus Spiegler.
Foto: Aribert Janus Spiegler

80 Jahren nach den Deportationen will die Erfurter Band „The String Company“ mit „Stillen Konzerten“ an historischen Orten an die schändlichen Ereignisse erinnern. Etwa in der durch Brandstiftung zerstörten Viehauktionshalle in Weimar, wo die Menschen in der Nacht zum 10. Mai 1942 grausame Demütigungen erlitten oder auf dem Gelände des Güterbahnhofs in Erfurt. Von hier wurden die Verbrennungsöfen der Erfurter Firma Topf & Söhne nach Auschwitz transportiert, die damit das industrielle Töten von Menschen perfektionierte. Die musikalischen Erinnerungen der Konzerte hielt Spiegler mit seiner Kamera fest. Die Fotos werden zu Zeitzeugen der Gegenwart und Mahnung für die Zukunft. Durch den Krieg in der Ukraine erfahren sie eine ungewollte und verstörende Aktualität.

Lesung im Rahmen des Projektes „Bücher aus dem Feuer“

Mit der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 begann die systematische Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden sowie von Hunderttausenden Sinti und Roma aus ganz Europa. Nur wenige Wochen später wurden im Mai und September 1942 insgesamt 877 jüdische Mitmenschen aus Thüringen in die Vernichtungslager deportiert. Unter ihnen Hannelore Wolff, eine der wenigen Überlebenden des Holocaust. Sie legte in ihrem Buch „Ich pflanze einen Flieder für dich“ Zeugnis darüber ab. Der Übersetzer Adrian Mills liest aus ihrem Buch am 15. Juni 2022 im Rahmen des Projektes „Bücher aus dem Feuer“.

Fotoausstellung „Gleis-Besetzung“: vom 12.05. – 25.06. 2022 im Kultur: Haus Dacheröden, Anger 37, Erfurt. Die Vernissage findet am 12.05.2022 um 19 Uhr mit musikalischer Begelitung der „String Company“ statt, der Eintritt hierzu ist frei. Die Finissage ist am 25.06.2022, Aribert Janus Spiegler führt anlässlich des Abschlusses der Ausstellung ein Gespräch mit der Sängerin Marion Minkus und dem Gitarristen Jens Hichert von „The String Company“.

Lesung: am 28.05.2022 liest Aribert Janus Spiegler im Kultur: Haus Dacheröden aus Kressmann Taylors „Empfänger unbekannt“.

Weitere Informationen sind zu finden unter www.dacheroeden.de!