Mit dem anhaltenden Lockdown ist der Zugang zu kulturellen Angeboten außerhalb der eigenen vier Wände weiterhin empfindlich eingeschränkt – ein Umstand, der das Buch noch mehr als sonst zu einer willkommenen Alternative werden lässt. Bei der Qual der Wahl der passenden Lektüre stehen wir natürlich gern hilfreich zur Seite — mit Büchertipps zu aktuellen Neuerscheinungen. Heute:
Timon Karl Kaleyta: »Die Geschichte eines einfachen Mannes«
Irrglaube ist auch ein Glaube
Obwohl weit davon entfernt, mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen zu sein, ist sich der Ich-Erzähler der „Geschichte eines einfachen Mannes“ – welcher, wie es der Zufall will, durchaus den einen oder anderen biografischen Überschneidungspunkt mit dem Leben seines Autors Timon Karl Kaleyta aufweist – von klein auf absolut sicher, dass ihn Großes, wirklich Großes im Leben erwartet. Gut, als er als Einziger in der Schulklasse beharrlich an den Wahlsieg Helmut Kohls glaubt und dieser dann ‘überraschend‘ doch nicht erneut Kanzler wird, erhält diese Zuversicht Risse. Auch dass die Reise nach oben nach dem Abi nicht von allein losgeht, die akademisch Welt nicht wirklich auf sein Genius gewartet zu haben scheint, es mit dem Liebesglück nicht ganz so klappt, auch die stattdessen eingeschlagene Bandkarriere nicht gerade von Glanz und Gloria begleitet ist und die vermeintliche Karriereleiter doch irgendwie immer wieder ziemlich nah überm Abgrund baumelt, mag ein Potenzial zur Verunsicherung haben. Nicht für unseren Erzähler. Zumindest nicht dauerhaft. Der hält trotz aller Widrigkeiten, die auf seinem Glücksweg auftauchen, unbeirrt daran fest: Für ihn wird alles ein gutes Ende nehmen…
Timon Karl Kaleyta erzählt in seinem Debütroman die Geschichte eines modernen Tors, der mit der unbeirrbaren Lebensphilosophie eines Stehaufmännleins an das eigene Glück glaubt – welches, wenn schon nicht an der nächsten, dann doch bestimmt an der übernächsten Ecke auf ihn wartet. Dies alles so naiv-ungestüm, liebenswert und komisch, dass man gar nicht anders kann als wahrlich angetan zu sein von diesem ganz, ganz einfachen Mann.