DYS:CONNECT – FOLLOW ME: Tanzabend von Ester Ambrosino am Theater Erfurt

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Künstliche Intelligenz, globale Vernetzung und Digitalisierung sind längst keine abstrakten Begriffe aus Büchern oder Szenen aus Science-Fiction-Filmen mehr, sondern bestimmen und verändern zunehmend unsere heutigen Lebenswelten.

Seit jeher interessieren sich die Menschen für die Zukunft und stellen sich dabei oft computergestützte Welten mit menschlich wirkenden Robotern und grenzenloser Bewegung durch Raum und Zeit vor. Diese scheinbar fantastische Welt beinhaltet aber auch Gefahren und zeigt Ängste der Menschen auf. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich die beiden britischen Autoren Huxley und Orwell mit einer dystopischen Betrachtungsweise der Gesellschaft. In dem Werk 1984 von George Orwell und dem 1932 erschienenen Werk Schöne neue Welt von Aldous Huxleys wird eine zukünftige Welt beschrieben, die unserer heutigen nicht allzu weit entfernt scheint. Orwell entwirft dabei ein Szenario der kompletten Überwachung der Bevölkerung, geprägt von Hass, Manipulation und Gewalt. Ein Fehltritt wird aufs Schlimmste bestraft. Huxley Welt geht noch einen Schritt weiter. Hier wird der Mensch herangezüchtet und so geformt, wie er für die soziale Schicht gebraucht wird, sodass ein Ausbrechen kaum mehr möglich wird.

Szene aus DYS:CONNECT – Follow Me.
Foto: Lutz Edelhoff

Zurück in der Gegenwart hat sich Choreografin Ester Ambrosino beide Werke als literarische Grundlage vorgenommen, um aus ihrer Sicht den Einfluss des digitalen Zeitalters auf den Menschen zu beschreiben. Die gebürtige Sizilianerin und künstlerische Leiterin des von ihr 2007 gegründeten Tanztheaters Erfurt e.V. erzählt in dem zweiteiligen Tanzabend dys:connect – Follow Me ihre ganz eigenen Perspektiven auf eine dystopische Zukunft.

Die musikalische Grundlage dafür stammt aus der Romantik und der Gegenwart. Unter der Leitung von Stefano Cascioli begleitet das Philharmonische Orchester Erfurt den ersten Teil des Tanzabends mit der wunderschönen Musik von Franz Schuberts 7. Sinfonie Der Unvollendeten. Inhaltlich geht es zunächst um das Erkennen der neuen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters. Die Choreografin kreiert dafür einen Bilderreigen, der auf statisch wirkende Szenen setzt und dafür bewusst mit tänzerischen Bewegungen zur und entgegen der Musik arbeitet. Der zweite Teil des Abends wird mit Videoinstallationen von Dirk Rauscher und elektronischen Kompositionen von Michael Krause gestaltet. Im Einklang mit dem dafür choreografierten Tanz wird eine perfekte, von Technologie dominierte Welt kreiert, in der Virtualität und digitale Selbstoptimierung bereits zum Alltag der Menschen gehören. Ester Ambrosino stellt dabei die Frage, ob uns die permanente Kontrolle, die mit den heutigen Technologien einhergeht, in die Freiheit führt oder ob uns diese perfekte Welt zu Sklaven einer künstlichen Intelligenz macht?

In „DYS:Connect – Follow me“ zeigt Ester Ambrosino ihre Perspektiven auf eine dystopische Zukunft.
Foto: Lutz Edelhoff

Was genau der digitale Wandel mit uns Menschen macht, liegt am Ende an jedem Einzelnen. Wir selbst entscheiden, wie viel Einfluss digitale Kommunikation zum Beispiel im Bereich Social Media auf das persönliche Handeln, auf die eigene Meinung oder Haltung hat. Jeder muss für sein Verhalten einstehen und mit den Konsequenzen in der Realität leben. Durch künstliche Intelligenz und zukunftsweisende Technologien lässt sich menschliches Handeln an vielen Stellen optimieren, aber keineswegs ersetzen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass sich die Menschheit nicht selbst durch andauernde Kriege und den eigenen Größenwahn vernichtet.

DYS:CONNECT – Follow Me: Premiere am 24. Februar 2024 um 19 Uhr im Theater Erfurt. Weitere Termine, Informationen sowie Karten sind erhältlich unter www.theater-erfurt.de!

Text: PM Theater Erfurt